verloren - gefunden

05.07.2020
Heute nachmittag riss der Himmel auf und ließ die Sonne durch. Also schnappte ich mir meinen Fotoapparat und wollte ein paar Bilder des blauen Blumenfeldes kurz vor den Schranken Richtung Gallentin rechts einfangen. Festes Schuhwerk und dann bin ich durch die Phacelia - Reihen gestapft, kreuz und quer, auf der Suche nach Getier auf den Blüten und gutes Licht. Die Sonne kam von vorn (es war gegen 18.00 Uhr und die Himmelsrichtung musst du dir selber bestimmen...), also bin ich ziemlich tief ins Feld hinein gegangen, damit ich die Sonnne im Rücken habe beim Fotografieren, ohne selbst einen Schatten zu werfen. Das war gar nicht so einfach. Es sind einige gute Bilder geworden, empfindet jedenfalls mein Laien-Blick.
Irgendwann war ich also fertig und ging auf kürzestem Weg zurück zum Auto, bei mir nur die Kamera, keinen Autoschlüssel...
Hoffentlich hat sich das Auto nicht verriegelt und der Schlüssel liegt drin, war mein erster Gedanke.
Das wäre zwar blöd, aber kein Drama, da es bis nach Hause zu Fuss nur ca 15 min sind und ich einen Zweitschlüssel im Nachtschrank habe.
Aber: der Wohnungsschlüssel ist ja auch im Auto...
Also hätte ich den Vermieter finden müssen oder den Hausmeister mit dem General -sonntags eine schlechte Option.
Ich lasse nie den Schlüssel im Auto, ziehe ihn automatisch ab und verriegele immer zentral und stecke den Schlüssel in die Hosentasche, das Schlüsselanhängertäschchen baumelt dann immer draußen, weil nicht alles in die kleine Hosentasche passt....
Noch schlechtere Option, aber viel wahrscheinlicher:
Igendwann fiel mir der Schlüssel offenbar aus der Hosentasche und liegt jetzt
irgendwo im Blumenfeld, zwischen kniehohen Pflanzen mit dichten Blättern.
Igendwie empfand ich bei dieser Vorstellung nichts.
Kein Zorn oder Ärger auf mich, keine Panik, vielleicht eine Spur Resignation.
Für eine Sekunde sah ich mich das Feld mit einem Metalldetektor mäanderförmig abscannen...
Strafe muss sein, da hilft nur Suchen, sagte ich mir, während ich schon Richtung Feld stapfte. Meine Fussabdrücke waren nicht die einzigen, ich sah in den letzten Tagen einige Leute dort im Feld, mit der selben Idee wie ich...
Wie groß ist die Chance, durch sporadisches Suchen hier den Schlüssel wieder zu finden? 1:50?  1:1000?
Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel mit der Bitte um die 1:50 Wahrscheinlichkeit und ging in das Feld, den heruntergetretenen Pflanzen folgend.
Da ich mich ja anfangs auf das Fotografieren konzentriert hatte, erinnerte ich auch nicht mehr, wohin und wie weit ich eigentlich ins Feld gegangen war. Überall sah ich nun imaginäre Trampelpfade.....
Aussichtslos eigentlich, oder?
1:50....
Warum wunderte ich mich kein bisschen, als die 50 Fehlversuche unvermittelt ihr Pendant fanden?
Da lag das Teil, stumm und grün und hing am Rand eines Fleckchens niedergetretenen Grünes an den Blättern einer Büschelblume.
Irgendwie empfand ich bei diesem Anblick ebenfalls nichts.
Keine Erleichterung, keine Freude, keine innere  Bestätigung der Richtigkeit meiner Entscheidung, tatsächlich zu suchen.
Einem Impuls folgend zückte ich die Kamera und wusste, dass es ein Foto mit Geschichte werden würde, einer Geschichte mit Happy End,
wenn auch so was von hausgemacht.
Eben typisch Petra.