Zeit für 1000 kleine Dinge

28.07.2023

Bereitschaftsdienst geht immer von Freitag bis Freitag. Während dieser Zeit bemächtigt sich meiner eine unterschwellige Anspannung. Früher hatte mich das richtig gelähmt. Heute versuche ich, mit mehr oder weniger Erfolg, diese Zeit positiv zu besetzen. Ich will eben präsent sein, aufgeschlossen. Ich werde alles, was auf mich zukommt, mit offenen Armen empfangen und mich bereitwillig in jede Situation begeben. Soweit die guten Vorsätze. Mein Egoverstand versucht aber immer wieder, mich in alte Zustände zu ziehen. Es passiert unweigerlich, dass ich mich jedes Mal fürchterlich erschrecke, wenn mein Handy klingelt. Und wenn es nicht klingelt, ist es irgendwie auch nicht o.k. Ich lebe in Erwartungsspannung und das lähmt mich, ich kann mich nicht entspannen.

Heute, zu Hause. Ich muss nirgendwo hin, ich habe mir nichts vorgenommen. Denn vielleicht muss ich ja eh alle Pläne über den Haufen werfen, wenn Arbeit dazwischen kommt? Mein Plan ist :"KEIN PLAN!"

Das sieht dann konkret so aus: viele kleine Handlungen, die schon lange nicht mehr vollzogen wurden, liegen irgendwie wie Puzzleteile in meiner Umgebung, oder in meinen Gedanken. Sie drängen sich nicht auf, reihen sich nicht hintereinander geordnet nach Wichtigkeit oder Dringlichkeit auf einer imaginären To-Do-Liste. Im Gehen durch die Wohnung kristallisiert sich ein Ding heraus, ich schnappe es und es wird erledigt, vielleicht gar nicht vollständig oder perfekt, aber ich gebe diesem Ding, dieser Handlung ganz einfach meine volle Aufmerksamkeit, ohne an die anderen unerledigten Dinge zu denken, ohne auf das Telefon zu lauern. Und sollte es eben klingeln...: Mein Gott, dann kann ich diese Handlung von jetzt auf gleich sich selbst überlassen und mich der Arbeit widmen. Und wenn ich wieder nach Hause komme, springt mich vielleicht eine andere Kleinigkeit an, die beachtet werden will. Zum Beispiel ein Fussbad machen, einen Tee kochen, ausfegen, abtrocknen, sich vergewissern, dass wirklich nur Mist kommt heute im Fernsehen und ich da gar nichts verpasse, auf meiner Terasse den Löwenzahn aus den Fugen kratzen, solange es noch hell ist oder solange ich eben Lust dazu habe, alle hinlegen und ein paar Seiten in meinem spannenden Buch lesen, das Buch weglegen und jetzt hier diese Zeilen schreiben.

So treibe ich durch den Abend. Es fühlt sich gar nicht so verkehrt an.

Das Puzzle muss nicht fertig werden irgendwann. Es ist nicht wichtig, was für ein Bild sich zum Schluss ergibt. Der Sinn des Puzzelns ist es zu puzzeln...

Ess-Sucht III

15.07.2023

Seit 2 Jahren führe ich mehr oder weniger konsequent ein Sucht-Tagebuch. Dort notiere ich, was ich im Laufe des Tages esse. Ich kann keinen Essplan machen, weil ich das Gefühl habe, es treibt mich in meinen Kontrollzwang, wenn ich vorher alles plane. Mein Plan ist es jeden Tag aufs neue, 3 Mahlzeiten zu mir zu nehmen. Nicht mehr und vor allem nicht weniger. Denn ich weiß inzwischen aus Erfahrung, wenn ich aufs Frühstück verzichte, weil ich keinen Hunger oder keine Lust zu essen habe, wird mein Tag entgleisen. Also beginnt mein Tag mit einem Frühstück, mittags gibts Mittag und abends Abendbrot. Leider zu oft geht mein Esstag anschließend nicht gleich schlafen.

Aber ich weiß inzwischen viel über Süchte, über Essdruck und die Mechanismen der körperlichen, physischen und psychischen Abhängigkeiten und habe Werkzeuge zur Krisenbewältigung. Meine Verhaltenstherapie ist abgeschlossen. Mein Verhaltenscoach kann sich ein Bienchen eintragen. Ich bin ihm sehr dankbar.

Ich kenne inwischen auch die Bedeutung der Abstinenz im Zusammenhang mit Essucht. Und ich sorge dafür, dass ein "Rückfall" lediglich ein "Vorfall" bleibt und mich nicht wieder in alte Automatismen treibt. Dafür habe ich liebe Menschen an meiner Seite, die mich gut kennen und immer für mich da sind. Und ich habe Jesus und meine Höhere Macht an meiner Seite als nicht versiegende Kraftquelle. Wenn ich in manchen Augenblicken den Glauben an mich selbst verlieren sollte, bringt mich der Glaube an diese Kraft, die größer ist als ich und in jedem von uns zu Hause ist, wieder auf die Spur. Es ist mir ein Bedüfnis, hier meiner Seelenschwester Aiola zu danken dafür, dass es sie in meinem Leben gibt. Und: sollte hierher sich jemand verirrt haben, weil ihn das Thema direkt irgendwie betrifft und er weiß, dass er Hilfe braucht und nicht weiß, wo?

www.overeatersanounymus.de

ES FUNKTIONIERT!

 

Intuitives Backen

musste fix 6 kg Pflaumen verwursten. Heraus kamen als Ergebnis einer Nachtschicht gaanz viele Gläser Pflaumenmarmelade. der III. Weltkrieg kann kommen. Ich bin versorgt. Da ich aber auch auf dieses Großereignis aus nachvollziehbaren Gründen verzichten kann, braucht es weitere Ideen, die Marmelade zu veredeln.

Googelte Backrezepte mit "Pflaumenmarmelade". Ich backe und koche, wie ich lebe.

Vorgaben werden den realen Gegebenheiten ud vorhandenen Recourcen angepasst. Und gesund sollte es auch sein, wenn schon süss und fett....

Also hier mein Intuitiv-Alternativ-Rezept für einen kleinen Pflaumenmarmeladen-Krümelkuchen:

 60g Leinöl mit 110g Rohrzucker und 2 kleinen Eiern schaumig schlagen

1 Prise Salz dazu, Vanillearoma und Zitronenschalenabrieb nach Gefühl

ca 2 EL geriebene Haselnüsse

ca 70g Weizenvollkornmehl darüber sieben und alles durchquirlen

ca 180g Weizenvollkornmehl mit ca.1/2 Päckchen Backpulver vermengen

die gequirlte Masse auf das Mehl-Backpulver-Gemisch geben und mit den Händen verkrümeln

2/3 davon zu einem Teig kneten, in eine kleine Blechform (ca.20x30cm), die mit Backpapier ausgelegt wurde, ausrollen mit Rand

ca 250 ml Marmelade ca 0,5 cm dick aufstreichen

das restliche Drittel Teig mit etwas Mehl, ca 2 EL Kokosraspel und 1 EL Rohrzucker verkrümeln und auf der Marmeladenschicht verstreuseln

im auf 140°C vorgeheizten backofen ca 45-55 min backen.

Mal sehen, wie die Konsistenz ist, ob man es essen und sogar anderen zumuten kann? Ich bin so gespannt. Deshalb habe ich auch nur eine kleine Portion gebacken, damit ich im Falle des scheiterns nicht ein Riesen-Blech einverleibe (siehe Esssucht-Beiträge)

Fast der ersten Verkostung: Teig wohl etwas bröselig, die Kokosraspeln stören etwas in der Textur, aber ansonten nicht zu süß, essbar. Mal sehn, ob es nach dem Auskühlen besser ist.

 

 

Ess-Sucht II

19.12.2020

 

 

Mein lieber Thomas,

 

Du sagtest einmal, dass Du immer nach ca. 3 Monaten wüsstest, ob die Beziehung Bestand haben könnte darüber hinaus.

 

Zufällig sind es nun ziemlich genau 3 Monate, die wir uns kennen. Wir haben uns aufeinander eingelassen und das macht etwas mit mir. Du machst etwas mit mir, was sich sehr gut anfühlt.

 

Du nimmst in mir Platz und ich lasse das gern zu. Und ich denke, dass es Dir mit mir auch so geht.

 

Grundlage dafür ist Vertrauen im Sinne von Offenheit, Ehrlichkeit und Zutrauen in die Zuneigung des Anderen.

 

Mir liegt etwas Grundlegendes auf dem Herzen, was ich unbedingt mit Dir besprechen muss und ich habe ein etwas mulmiges Gefühl dabei, weil ich nicht vorhersehen kann, ob du dich anschließend von mir zurückziehen wirst. Aber Dinge zu verschweigen, die mein Innerstes betreffen, das käme einer Lüge gleich und wäre ein schlechtes Fundament für unser weiteres Zusammensein.

 

Fakt ist: Mit mir ist es nicht so einfach wie es auf den ersten Blick scheint. Es ist erforderlich, mit meinem längst fälligen „Coming out“  dem Menschen gegenüber herauszurücken, der mir , neben der Familie, gerade am meisten bedeutet.

 

Mein Verhaltens-Trainer sagt, es führt kein Weg daran vorbei. Ich habe ein Suchtproblem.

 

Solange ich es nicht meinen engsten Freunden, Familienmitgliedern und Bekannten mitteile, kann ich es mir selbst gegenüber nicht voll und ganz annehmen und das wäre ein großes Hindernis dabei, das Problem „Esssucht“ anzugehen und in den Griff zu bekommen.

 

Da Du nun weißt, was mit mir los ist, wirst Du einige Dinge oder Besonderheiten in meinem Alltag besser verstehen können und auch mithelfen, Probleme gar nicht erst aufkommen zu lassen. Ich kann dann ehrlich sein, unverstellt, müsste mir keine Erklärungen oder ausweichende Antworten einfallen lassen. Bisher umschiffte  ich die Problematik immer mit Witz und Selbstironie. Keine Angst! Der Humor wird mir nicht abhandenkommen, aber Du wüsstest dann immer auch um den Ernst im Hintergrund. Das ist mir wichtig.

 

Meine Eltern und meine Tochter wissen zwar Bescheid, sind sich aber nicht der Schwere des Problems bewusst, denke ich. Ich selbst habe ja erst vor einigen Tagen erkannt, dass ich mein Essverhalten nicht mehr steuern kann, sogar dann nicht, wenn ich glücklich bin. Das macht mir angst.

 

Nimm alle Verhaltensweisen eines Rauchers oder Alkoholikers, projiziere sie auf das Thema „Nahrungsaufnahme“ und dann hast Du eine Ahnung von meiner Situation.

 

Ich muss Dich mit einbeziehen, sonst wird das nichts. Ich bin und bleibe immer noch genau die Petra, die Du kennen gelernt hast und auf die Du neugierig bist. Ich halte es einfach für fair, Dir auch die etwas dunkleren Ecken meiner Seele zu zeigen und wir werden sehen, was dieses Wissen mit Dir macht.

 

 

 

In Gesellschaft anderer scheint mit mir alles in Ordnung, nicht aber, wenn ich allein mit mir bin.

 

Um die Folgen (das Übergewicht) halbwegs in Grenzen zu halten, mache ich viel Sport, koche gesund und fettarm, backe selten, habe weder Süßes noch Pikantes zum Naschen im Haus und kaum irgendwelche Lebendmittel-Vorräte. Deshalb auch am Wochenende im Kühlschrank „nur Licht und Senf“.

 

Deshalb musste ich auch alle gemeinsam gebackenen Plätzchen verschenken, nachdem ich mich an ihnen an dem Montag, nachdem zu fortgefahren warst, ziemlich überfraß…

 

Mich sollte man mit so etwas nicht allein lassen, keine Pralinen oder Kekse oder Schokolade schenken.

 

Nur so kann ich mich vor mir selber schützen. Wenn ich in Bezug auf mich vom Abnehmen spreche ist das kein Model-Figur-Spleen, sondern der Rettungsanker für mich, auch aus dieser Sucht-Nummer heraus zu kommen.

 

Es würde mir zum Beispiel sehr helfen, beim gemeinsamen Essen nicht 50/50 zu machen sondern mir die kleinere Portion zuzugestehen, die eine kleine, mollige Frau vertragen kann, und mir keinen Nachschlag anzubieten.

 

Es würde mir sehr helfen, wenn Du mich weiterhin so schön in deinen Bewegungsdrang einbeziehst, denn das macht mir richtig Spaß.

 

Es kostet mich Überwindung, Lebensmittel einzukaufen. Deshalb fahre ich vorerst noch viel lieber zu Dir als umgekehrt, weil ich dann wieder fahren kann zu meinem leeren Kühlschrank und alles Leckere bei Dir bleibt. Und ich jederzeit willkommen bin bei Dir.

 

Nun kennst Du meinen „Haken“. Ich habe Herzklopfen. Und ich kann nicht vorhersehen, wie Du damit umgehst.

 

Falls ich wegen Heulerei nicht alles vorlesen konnte oder ich überhaupt keine Traute hatte, das Thema anzusprechen, und auch, damit ich mich nicht vereiere, habe ich es für Dich aufgeschrieben…

 

Deine Petra.

 

 

 

 

 

 

Ess-Sucht I

27.Juli 2020

Man könnte ja meinen, dass alles besser wird. Aber es wird nur alles klarer, einiges gut und ein wenig nur etwas besser.

Anderes ist dadurch schlimmer geworden.

Wie ein vorerst namenloses Kind, welches sich hinter einem dunklen Vorhang versteckt hatte und sich nicht heraustraute, dessen Anwesenheit jedoch irgendwie immer spürbar war.

Nun wurde dem Kind ein Name gegeben. Man sprach es an hinter dem Vorhang: "Hallo, Du! Brauchst dich nicht zu verstecken. Wir wissen, dass du da bist. Komm heraus und zeige dich!"

Und das Kind kommt heraus und zeigt sich, braucht keinen Vorhang mehr, gibt den Vorhang frei, damit ich mich stattdesssen hinter im verstecken könnte, falls ich will.

Und : Ja. Ich will. Aber die Erkenntnis nützt mir nichts...

Denn sich zu verstecken ist keine Option.

Das "Kind" ist längst aus dem Teenie-Alter heraus, hat mindestens so viel Lebenserfahrung wie ich und ist froh, keine Maske mehr tragen zu müssen. Der Vorhang war ihm kein Schutz vor mir, sondern erlaubte mir Schutz vor ihm.

Mein "Verhaltens-Trainer" ist schier aus dem Häuschen vor Stolz und klopft sich zufrieden auf die Schulter: wir hätten gut gearbeitet, müssten uns nicht mehr jede Woche treffen zum Beackern meiner Multi-Baustellen. Burnout im Griff, Depris im Griff und nun wird es Zeit, sich ans Eingemachte zu wagen. 

An meinem freien Tag, der schon etwas Pflicht neben der Kür gestattet, verlässt mich die Motivation, geplante Dinge zu tun. Geplant war es, auszuschlafen, zum Sport zu gehen (das Auspowern tat mir richtig gut!), etwas einzukaufen, in die Stadt zu fahren, um ein richtiges Mittag zu essen, zu Hause dann gründlichen Hausputz zu erledigen, denn in einer sauberen Wohnung fühle ich mich wohl und befreit und schliesslich erwarte ich ja (vielleicht) lieben Besuch zum Wochenende....

Aber wieder zu Hause, überkom mich bleiernde Müdigkeit und ich gebe einfach nach, lege mich hin und schlafe mich fort, weg von der Erkenntnis.

Aufgewacht aus einem Traum? Nein.

Das kürzlich auf den Namen "Ess-Sucht" getaufte Kind steht immer noch neben mir und fordert nun frech und offen Aufmerksamkeit.

Ich kann nicht fliehen, muss mich stellen.

Nun steht es hier schwarz auf weiß und es liegt an mir, diese Erkenntnis anzunehmen und zu bearbeiten, oder sie als Rechtfertigung/Entschuldigung für mein Verhalten zu nehmen, dass jeden Tag, besonders abends, entgleist.

Das zieht schon runter.

Ich lasse den Vorhang Vorhang sein, werde mich nicht dahinter verstecken, mich nicht versuchen, darin einzurollen.

Vielleicht ist das Bild gar nicht so schlecht und wird mir helfen, damit umzugehen:

Ich werde dieses bis heute geheim gehaltene Kind "Ess-Sucht" akzeptieren, es annehmen, es offiziell in mein Leben bitten, es nicht mehr verstecken.

Nur so wird sich ein Zwiegespräch ergeben: " Was beschäftigt dich? Wonach hast du Hunger oder Durst? Was hält dich klein? Was macht dich groß und stark? Wo ist dein Innen , wo dein Außen?"

 

Sommer-Sonnabend

Samstag, 18.07.2020

Die letzen zwei Wochen waren wettertechnisch so miserabel, dass sich keiner mehr daran erinnerte, dass wir vorher über Hitze und Trockenheit stöhnten...

Umso schöner empfand auch ich diesen Sommertag heute.

Ich musste einfach rauf aufs Rad und raus in die Natur.

Da half es, das Notwendige mit dem Angenehmen zu verbinden (Zwischenstop der Radtour war die Praxis auf dem Weg in die Stadt Wismar) und ganz nebenbei in Bewegung zu sein und ein paar Kalorien zu verbrennen.

47 km Fahrtstrecke bei 47km Höchstgeschwindigigkeit abwärts vom Stietener Berg in den Stietender Grund. Ohne Rückenwind.

In Wismar stellte ich das Rad ab und bummelte in die Stadt, kaufte spontan Sommerklamotten, schlenderte am Hafen entlang, strandete im "New Orleans", genoss ein Spitzen-Essen und ein kühles Köstritzer dazu. Der Radweg zurück an der B 208 entlang ist wirklich schön. Ich liebe die Mecklenburger Landschaft, ihre Hügel und die Fernsicht und die Abwechslung. Das Getreide wird schon geerntet, der Mais hat die Trockenzeit offenbar mühelos aufgeholt und steht in sattem Grün, stark und fest im lehmigen Boden,  dem man den Regenmangel immer noch ansieht.

Der Tag war so warm, dass ich mich unterwegs spontan in ein Bushäuschen verkroch, um meine Jeans gegen die neue kurze Hose zu tauschen. An die Kneipenbräune meiner Beine gehört Sonne. Wann, wenn nicht jetzt?

Wer weiß, wie das Wetter morgen sein wird, oder?

Ich war gar nicht k.o. nach dieser Tour. Also mähte ich noch mein kleines Rasenstück und sitze nun auf meiner Terasse und merke:

Es ist nicht nur mein Sonnabend. Ein warmer, die Sonne erinnernder Abend lockt die Leute am Ende des Tages vor die Tür.

Es duftet nach gebratenem Fleisch, Gläser klingen nach beim Einschenken, Nachbarn links lösen gemeinsam Kreuzworträtsel, Nachbarn rechts unterhalten sich über Nachbarn links.

Und ich sitze in der Mitte und fühle mich geborgen.

Urlaubergeräusche klingen herauf vom Seeufer, Hundegebell und Motorboote, Kinderlachen und Übermut der Spatzen in den Hecken.

Ich bin hier schon längst angekommen.

Mein lieber Nachbar links winkte mich vom Rasenmähen zu sich an die Hecke. (Sie wurde wieder soweit herunter geschnitten, dass man bequem herüberschauen kann!)

"Du, Petra, darf ich dich mal etwas fragen?", fragt Achim.

"Ja." , sage ich neugierig.

"Du suchst dir immer die falschen Männer aus. Kannst du nicht mal jemanden finden, der dir den Rasen mäht, der die Arbeit für dich macht?"

Ich schmunzle und erwidere: " Ach, Achim, mach dir mal keinen Kopf, ich habe schon den Richtigen. Wenn jemand meine Arbeit hier täte, hätte ich Langeweile. Und gelangweilt bin ich unausstehlich. Und dann liefe mir der Richtige wieder davon."

Das Gespräch macht uns beide zufrieden.

Ich weiß, dass mein Nachbar sich um mich sorgt und er weiß, dass es sich in den nächsten Wochen  doppelt lohnt, die Augen und Ohren offen zu halten, denn...

"...weisst Du, Mutti, die Petra ist mit dem Fahrrad unterwegs gewesen. Und ich glaub, sie hat `nen Neuen, aber auch von weiter weg, aus Bayern, glaube ich...", sagt Achim zu seiner Frau Inge. Er weiß nicht, dass ich jetzt auch auf meiner Terasse sitze, in der Mitte, und meinen Sonnabend-Abend geniesse, für mich, aber nicht allein.

 

Das muss mal raus...

Januar 2019

Das war mal ein richtiges Erholungs-Wochenende. Bereitschaftsdienst fast ohne Notfälle. Seit Ostern kränkle ich so herum und denke immer öfter (Mitleid-heischend):" Man steckt doch nicht mehr alles so weg wie früher.."  Ich könnte hier so viel schreiben und so viel intelligenten Gedanken-Müll ablassen. Aber ich habe dazu einfach keine Zeit. Wann ist man am Limit? Bin ich zu wehleidig? Gehe ich zu sorglos mit meiner Gesundheit um? Existiere ich nur noch in meinem Mikro-Kosmos? Funktioniere ich nur noch in meinem Arbeitsumfeld? Ist das was Schlechtes? Ich bin ganz froh allein zu sein, meine Zeit rücksichtslos zu verplanen, nicht zu planen. Das ist meine Erholung. Muss ich mir deshalb Sorgen machen?

meine 10in2-Posts

29.4.17:

Heute ess-frei und arbeits-frei.

Diese Kombi braucht eine Ablenkungsstrategie für meinen Schweinehund!

  1. Wer schläft sündigt nicht. Leider wußte meine Katze davon nichts und weckte mich wie gewohnt um 6.30 Uhr. Also direkter Übergang zu
  2. Sport als Ersatzhandlung. ok.Nach der workout-DVD ists noch nicht mal 8.00 Uhr. Also Sonne genießen und noch raus für 30 min zum Joggen. Lange duschen und Käffchen (heute ohne Milch) auf der Terasse und den Vögelchen lauschen...
  3. Ablenkung durch Hausarbeit: Fenster putzen bis 13.30 Uhr.
  4. Mittagessen (ich meine natürlich: Mittagtrinken - Teee)
  5. Ersatzhandlung Telefonieren. Verwandte staunen, dass ich mich nach so langer Zeit mal melde und so gesprächig bin.
  6. Andere beim Essen beobachten! Hatte noch Wintervogelfutter gefunden und die Futterstation gefüllt. Was für ein Getümmel der Spatzen, Meisen, Grünfinken... Voll lustig und ich komme mir vor wie der Weihnachtsmann, der Geschenke gebracht hat.
  7. Fernsehsender wechseln. Denn nebenbei läuft "Das große Backen" und "Sweet&easy". Fussball fängt ja bald an.
  8. Hoffen, dass nur Mist kommt im Fernsehn heut abend, damit ich früh ins Bett gehe, denn:
  9. SIEHE 1. Wer schläft, sündigt nicht!

 


17.4.17 (Ostern)

An meinen Nullern breche ich abends meistens ein.

Ich fresse dann zwar nur "ungefährliche" Dinge, wie Tomaten oder Joghurt mit Obst, aber es geht ja ums Prinzip.

Und wenn ich schwach werde ist meine Motivation das Einzige was auf Null ist und aus diesem Kreislauf muss ich raus.

 

Heute ist noch was Schreckliches passiert:

 

Zur Ablenkung räumte ich meine Schränke auf und wollte meine Tupperdosen sortieren.

Ich klettere also ganz nach oben und greife in den hintersten Schrank. Und was finde ich in einer Dose? Eine Packung Belgische Pralinen v. Aldi. Die aus dem Kühlregal.

Sofort verfluche ich meinen Freund, der mir offenbar dieses Osterei hinterlassen hatte vor seiner Abreise. Zum Einen weil er ganz genau weiß, dass er mich mit sowas nicht allein lassen darf. Zum Anderen, weil es Sünde ist, Kühlware SO aufzubewahren.

Das Ding muss da schon ca 10 Tage gelegen haben.

Ich schaute aufs Verfallsdatum: 15. April! Noch mal Glück gehabt!

Also ab ins hinterste unterste Tiefkühlfach und schnell vergessen!!!

Denn heute ist ja Nuller...

Aber erst probieren, ob sie noch gut sind.

Ja. Die Weißen schmecken noch und die Dunklen auch und die mit Vollmilch auch.

Tag im Eimer! :-(

Nun telefoniere ich gleich mit meinem Freund und erklärte ihm, was er mir für einen Bärendient erwiesen hat.

Und er?

Er fällt aus allen Wolken und meint: "Schau mal aufs Datum. Das muss noch vom letzten Jahr sein!"

Zur Erklärung: wir beide machen gemeinsam seit Mitte Februar 2017 10in2.

Und tatsächlich: Verfallsdatum 15.4.2016!!!!!